FRANTIŠEK HÁJEK, ČESKÝ PROFESOR SOUDNÍHO LÉKAŘSTVÍ V KATYNI. (Czech)
In: Acta Universitatis Carolinae Historia Universitatis Carolinae Pragensis, Jg. 48 (2008-07-01), Heft 2, S. 33-51
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František Hájek (1886-1962), Professor für Gerichtsmedizin an der Karlsuniversität Prag, wird zu Recht als Begründer der tschechoslowakischen Gerichtsmedizin im klassischen Sinne angesehen. (Seine Monographie Soudní lékařství v praxi [Die Gerichtsmedizin in der Praxis], ein grundlegendes Werk dieses Faches, wurde von 1925 bis 1952 wiederholt herausgegeben.) Im Laufe seines Lebens geriet F. Hájek mehrmals in Situationen, in denen er mit seiner wissenschaftlichen Autorität gezwungen wurde, propagandistische Aktionen zweier totalitärer, Mitteleuropa beherrschender Regimes zu unterstützen und abzuwägen, ob er sein Leben und seine Karriere oder seinen wissenschaftlichen Namen und moralischen Kredit aufs Spiel setzen soll. Das erste Mal stand er vor diesem Dilemma im April 1943, als er Mitglied der von den Deutschen geführten internationalen Expertenkommission von Pathologen und Gerichtsmedizinern wurde, die die Umstände der Ermordung von Tausenden polnischer Offiziere untersuchte, die im Wald von Katyn bei Smolensk begraben waren, und bestätigte, dass die Ermordung zu einer Zeit erfolgte, als das Gebiet unter sowjetischer Herrschaft stand. Die überzeugenden Beweise von der sowjetischen Schuld an dem Massaker wurden von der Propaganda der Nazis und des Protektorats missbraucht. Kurz nach der Wiederbesetzung des Gebiets durch die sowjetische Armee wurde nach einer neuen Untersuchung durch eine sowjetische Kommission die Schuld an dem Massaker den Nazis zugeschoben. Den sowjetischen Standpunkt bestätigte nach 1945 (wie schon während des Protektorats) auch Prof. Hájek wiederholt in der Fach- und Tagespresse des In- und Auslands, unter anderem auch deshalb, um sich vom Vorwurf der Kollaboration mit den Nazis reinzuwaschen. (Die Schuld an dem Massaker gestanden die Vertreter der UdSSR erst 1990 ein.) Nach dem Krieg stand Prof. Hájek wieder dem Institut für Gerichtsmedizin der Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität vor. Aus dieser Funktion ergab sich für ihn auch die Teilnahme an Sezierungen, deren Ergebnisse zu entstellen der tschechoslowakische Staatssicherheitsdienst eminentes Interesse zeigte (so bspw. im Falle von Jan Masaryk, der Opfer der politischen Schauprozesse der 50er Jahre, des Pfarrers Toufar). Die Rolle von Prof. Hájek und sein Jonglieren mit Beweisen und Argumenten je nach den herrschenden politischen Verhältnissen werden vor allem anhand seiner eigenen Publikationen beschrieben. Fragen, die sich aus der Änderung seines Standpunktes im Falle von Katyn ergeben (Unentschlossenheit, Angst, berufliches oder ethisches Versagen?) und die für Hájeks weitere Haltung nach 1948 Folgen hatten, werden wohl kaum je zu beantworten sein. Zu den bekannten und für die Öffentlichkeit bestimmten Bezeugungen Hájeks aus dem Jahre 1943 und nach 1945/48 treten neue Quellen privaten Charakters (Aussagen der Familie Prof. Kácls; Hájeks Briefe von 1948 an die amerikanische Untersuchungskommission), die uns zumindest einigen persönlichen Motiven Hájeks näherbringen könnten. [ABSTRACT FROM AUTHOR]
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FRANTIŠEK HÁJEK, ČESKÝ PROFESOR SOUDNÍHO LÉKAŘSTVÍ V KATYNI. (Czech)
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Autor/in / Beteiligte Person: | SVOBODNÝ, PETR |
Zeitschrift: | Acta Universitatis Carolinae Historia Universitatis Carolinae Pragensis, Jg. 48 (2008-07-01), Heft 2, S. 33-51 |
Veröffentlichung: | 2008 |
Medientyp: | academicJournal |
ISSN: | 0323-0562 (print) |
Schlagwort: |
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