MILADA PAULOVÁ A PRAŽSKÁ UNIVERZITA: HISTORICKÁ SLAVISTIKA. (Czech)
In: Acta Universitatis Carolinae Historia Universitatis Carolinae Pragensis, Jg. 59 (2019), Heft 1, S. 97-147
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The subject of this contribution is the academic career of Czech historian Milada Paulová, the first woman who managed to reach the highest academic ranks in Czechoslovakia. Milada Paulová focused on modern history, on mapping anti-Habsburg resistance in the Czech Lands and in countries, which later formed Yugoslavia. Following the wishes of Jaroslav Bidlo, she was also active in Byzantine studies. Her interest in recent history provoked a number of questions, such as: Is the study of recent past really a science? Can one apply to it traditional scientific methods and maintain scientific independence of political pressures? Milada Paulová's interest in the subject was fully vindicated only after the Second World War, when modern history became an independent area within the historical sciences. [ABSTRACT FROM AUTHOR]
Die Studie befasst sich mit der Universitätslaufbahn der tschechischen Historikerin Milada Paulová, die als erste Frau in der Tschechoslowakei die höchsten Universitätsgrade erlangte. Milada Paulová war die bevorzugte Schülerin von Jaroslav Bidlo, Professor für Allgemeine Geschichte mit Spezialisierung auf die Geschichte Osteuropas und die Balkanhalbinsel, der sich entschloss, sie zu „seiner“ Nachfolgerin an der Spitze des Lehrstuhls für Allgemeine Geschichte Osteuropas und der Balkanhalbinsel heranzuziehen. Bidlo, Vertreter einer von politischen Einflüssen freien, „reinen Wissenschaft“, sah sich mit dem Engagement seiner Schülerin konfrontiert, die moderne Themen und eine enge Spezialisierung bevorzugte. Paulová beschäftigte sich in der Zwischenkriegszeit primär mit moderner Geschichte: dem südslawischen und tschechischen Widerstand gegen die Habsburger. Die Byzantinistik hielt sie für ein „totes Fach“, in welchem es praktisch nichts Neues mehr zu entdecken gebe. Mit dem Studium der modernen Geschichte der Balkanvölker eröffnete Paulová eine Reihe neuer, kontroverser Fragen: Ist das Studium der aktuellen Geschichte eine Wissenschaft, kann man hierbei die klassischen wissenschaftlichen Methoden anwenden und ist es möglich, die Wissenschaft frei von politischem Druck zu halten? Bidlo hielt den Mangel des Historikers sowohl an zeitlichem wie an persönlichem Abstand von politischen Einflüssen für die größte Klippe des modernen Geschichtsstudiums. Er prangerte die sogenannte engagierte Wissenschaft an, also die den politischen Interessen der Mächtigen dienende Wissenschaft. Es gelang ihm durchzusetzen, dass der Kandidat für den Professorentitel und sein Nachfolgekandidat in der Lage sein muss, die gesamte Breite des Faches abzudecken. Als Paulová 1937 die Lehrstuhlleitung übernahm, begann sie sich verantwortungsvoll mit osteuropäischer Geschichte und Byzantinistik zu befassen, wie es Bidlo gewünscht hatte. Darüber hinaus stand zur Zeit des Protektorats das Thema des antiösterreichischen Widerstands erstmals auf dem Index und Paulová konnte sich lediglich mit mittelalterlicher Geschichte und Byzantinistik beschäftigen. Das Intermezzo der Jahre 1945-1948 kann man in gewisser Weise als Paulovás Höhepunkt ihrer Berufslaufbahn erachten, als sie die ordentliche Professur verliehen bekam und zum Mitglied in zahlreichen tschechoslowakischen und ausländischen wissenschaftlichen Institutionen ernannt wurde. Nach dem kommunistischen Umsturz im Februar 1948 konnte sie zwar weiterhin an der Karlsuniversität pädagogisch tätig sein, musste aber die ideologischen Forderungen der kommunistischen Elite voll respektieren und sich damit abfinden, dass ihre „Geschichte der Mafia“ (Dějiny Maffie) erneut unter verbotener Literatur rangierte. Zum tschechischen und südslawischen Widerstand gegen Österreich konnte sie erst in den 1960er Jahren zurückkehren, als politisches Tauwetter einsetzte. Obwohl sie sich in der Nachkriegszeit nicht adäquat der modernen Geschichte widmen konnte, galt sie in erster Linie stets als Historikerin für moderne Geschichte. Eine Bestätigung ihrer Wahrheit erlebte auch Paulová. Der gewaltige Zuwachs an Informationen und neuer Erkenntnisse machte es unmöglich, diese komplex zu erfassen. Deshalb zielte die Entwicklung der wissenschaftlichen Forschung auf eine zunehmend größer werdende Spezialisierung der Wissenschaftler ab. Eine ähnliche Genugtuung erfuhr Paulová auch in der Frage der modernen Geschichte, die zu einer vollwertigen historischen Disziplin wurde. [ABSTRACT FROM AUTHOR]
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Titel: |
MILADA PAULOVÁ A PRAŽSKÁ UNIVERZITA: HISTORICKÁ SLAVISTIKA. (Czech)
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Autor/in / Beteiligte Person: | BRÁDLEROVÁ, DANIELA |
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Zeitschrift: | Acta Universitatis Carolinae Historia Universitatis Carolinae Pragensis, Jg. 59 (2019), Heft 1, S. 97-147 |
Veröffentlichung: | 2019 |
Medientyp: | academicJournal |
ISSN: | 0323-0562 (print) |
DOI: | 10.14712/23365730.2019.18 |
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