Mythos »Judenklub« - Feindbildkonstruktionen im mitteleuropäischen Fußball der Zwischenkriegszeit.

The article focuses on a certain aspect of Central European soccer history - the turning of traditional urban images into enemy stereotypes by the inter-war fan culture. Generally, pejorative images were based on the origin of a club. Village clubs and their fans were considered »Saubauern«. If they had their home in a suburb, they were denigrated as a »Mob«, and if they were city-clubs, they had to cope with anti-Semitism. The images were in fact misleading. Even those clubs which were denounced as »Judenklubs« only had a very small minority of Jews among their fans, members and officials. [ABSTRACT FROM AUTHOR]

Die bisherigen Ausführungen machten deutlich, dass die Erforschung der Konstruktion von Feindbildern im Fußball des frühen 20. Jahrhunderts keineswegs als abgeschlossen betrachtet werden kann. Zum Abschluss aber sei noch einmal betont, dass es sich bei den beschriebenen Gegensätzen nicht nur um willkürliche, in die Argumentation passende Zufallsbeispiele handelt. Im Gegenteil, die skizzierten Antagonismen lassen sich vielmehr wie eine Folie zumindest über den gesamten süddeutschen, österreichischen, tschechischen und ungarischen Fußball legen - mit anderen Worten: die beschriebenen Phänomene früher Fankultur können für den gesamten mitteleuropäischen Rasensport nachgewiesen werden. Im süddeutschen Fußball etwa waren in der Realität City- und in der Wahrnehmung gegnerischer Fans Juden-Klubs: die bereits oft genannten Eintracht Frankfurt und VfR Mannheim, daneben aber auch der VfR Heilbronn34 und die Münchener Bayern - wobei letztere einen Sonderfall darstellen, da ebenfalls suburban beheimatet, aber in einem Viertel, nämlich Schwabing, das für Bohème und künstlerische Avantgarde stand, in einem Viertel somit, das aus der Perspektive eines Konservativen Revolutionärs, eines völkisch denkenden Zeitgenossen der 1920er nichts anderes als »jüdisch« war. [ABSTRACT FROM AUTHOR]